Schorn, Schumann und Schaumwein in Wotersen

Der Klarinettist Matthias Schorn hatte sich zum Musikfest des SHMF in Wotersen erstklassige musikalische Freunde eingeladen – die Gäste genossen die Konzerte und die Idylle im Park. Und dann kam auch noch Afrika ins Spiel.

Wenn ein Konzertnachmittag gleich mit einer Reihe auffallend junger, erfolgreicher Interpreten glänzt, dazu mit einer Vielfalt von Kompositionen, und das alles in einer heiter gelösten Stimmung mit rustikal hergerichteten Leckerbissen inmitten der Natur stattfindet – dann kann es sich im Norden nur um das Musikfest auf dem Lande vom Schleswig-Holstein-Musikfestival (SHMF) handeln. So geschehen am vergangenen Wochenende auf Schloss Wotersen. Da verwandelte sich der Park zwischen dem Gutshaus, der Haferscheune und Reithalle, die wieder zum akustisch hochwertigen Konzertsaal wurde, zur genussvollen Idylle. Überall Gartenstühle, Klapptische, Liegedecken, Sonnenschirme, Kühltaschen, Sekt, Roséwein und die vielfältigsten Spezialitäten.

Gestaltet wurde das Musikfest von dem Solo-Klarinettisten der Wiener Philharmoniker, Matthias Schorn, und seinen Freunden. „Es war sehr mutig, das Wochenende in meine Hände zu geben“, scherzte Schorn, der sich in beachtenswerter Weise als Musikant von grenzenlosem Interesse für alles Musikalisch-Kreative vielfältig einbrachte. Der Sonnabend begann im ersten Teil mit jungen Talenten, die sich mit Leidenschaft und Enthusiasmus einem öffentlichen Wettbewerb um den Förderpreis der Sparkassen-Finanzgruppe stellten. Danach trat Schorn in einem Trio mit Tuba und Klavier auf die Bühne.

Im Abendprogramm gastierte als Highlight mit strahlendem Stimmklang die Sopranistin Annette Dasch, die in wenigen Tagen kurzfristig bei den Bayreuther Festspielen für Anna Netrebko einspringt. Ein schöner Spannungsbogen entfaltete sich mit kraftvollem Volumen bereits in den Auszügen aus dem Zyklus „Sechs Deutsche Lieder“ von Louis Spohr mit ausgedehnter Dynamik und der einfühlsamen Klavierbegleitung ihrer Schwester Katrin Dasch sowie im Zusammenspiel mit Klarinette. Es folgten gewandt in der Anpassung an schnelle Stimmungswechsel, in lyrischen wie dramatischen Momenten, heiter und voller Leidenschaft Lieder von Robert Schumann und Franz Schubert. In plastischer Szenerie und sängerischer Präsenz formte Annette Dasch ganz unterschiedliche Ausdrucksebenen, ihr Nuancenreichtum beeindruckte. Als Zugabe bot die Sängerin, die „früher einmal Klarinette spielte“, wie sie verriet, mit Matthias Schorn ein Duett.

Am nächsten Tag, glücklicherweise in unbeschwerten Picknickrunden ohne Regen, war Matthias Schorn bei allen Programmteilen dabei: mit dem Minetti Quartett spielte er Beethovens Gassenhauer-Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello op. 11, mit dem Trio Marc Chagall danach Johannes Brahms op. 114 bei gleicher Instrumentierung. Den letzten Block des Nachmittags beschloss das Ensemble MoZUluArt feat. Zu Gehör kam eine Verbindung von afrikanischem A-cappella-Gesang und europäischer Klassik. Die drei Sänger aus Simbabwe mit Roland Guggenbichler am Klavier (teils auch Matthias Schorn und seiner Klarinette) brachten rhythmisch und in ausgelassener Fröhlichkeit eine kaum zu übertreffende Stimmung in die Reithalle.

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